Gegen die Strömung

von Rudolf Hänsel



Wir können uns vor den psychologischen Wirkungen
dieses totalitären Systems schützen.



In den letzten 17 Monaten konnte jeder wache Bürger die leuchtende „Flammenschrift an der Wand“ sehen und erkennen,
dass sich der Westen auf dem Weg in den Totalitarismus befindet. Unter dem Slogan der „Neuen Normalität“ und dem
fadenscheinigen Vorwand, mit rigorosen Coronamaßnahmen die Volksgesundheit schützen zu wollen, wird eine totalitäre
Gesellschaft geschaffen. Die Initiatoren und Vollstrecker dieses Prozesses scheinen bereits Überlegungen anzustellen,
Hochrisikopersonen in Internierungslager — sogenannte „Green Zone“ Concentration Camps — zu transportieren,
wo sie für lange Zeiträume abgesondert werden sollen
(01).

Bisherige Formen von Totalitarismus, wie wir sie aus der Geschichte kennen, entstanden auf ähnliche Weise:
Bestimmte Freiheiten werden beschnitten oder beseitigt, die Liebe zur Freiheit wird aus den menschlichen Herzen
ausgerottet und mit zunehmendem Terror verschwindet der Raum für freiheitliches Handeln. So lauten die
Untersuchungsergebnisse der deutsch-amerikanischen Totalitarismusforscherin Hannah Arendt
(02).



Damit diesem totalitären Prozess Einhalt geboten werden kann und die Individualität der Bürger sowie deren zwischenmenschliche Beziehungen nicht zerstört werden, braucht es den „Kampf des persönlichen Gewissens gegen die Masse“. Wie dieser persönliche Kampf aussehen kann, das beschrieb der französische Literaturnobelpreisträger und Kriegsgegner Romain Rolland ein Jahr nach Beginn des Großen Krieges in seinem Roman „Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Kriege“ (03).



Auf der Straße in den Totalitarismus

Der US-amerikanische Schriftsteller C. J. Hopkins prangert in einem neueren Artikel die totalitären Coronamaßnahmen scharf an und sieht den Westen auf der Straße in den Totalitarismus. In der englischen Originalfassung „The Road to Totalitarianism“ wählte Hopkins zur Bekräftigung seiner These und als mögliche „Endstation“ dieses Weges das allgemein bekannte Foto der aufteilenden Bahngleise aus, die in das Konzentrationslager von Auschwitz-Birkenau führten (04). Der Himmel bewahre! Der Artikel beginnt mit einer Klarstellung:

„Die Menschen können sich einreden, dass sie nicht gesehen haben, wohin sich die Dinge in den letzten 17 Monaten entwickelt haben, aber sie haben es gesehen. Sie haben alle Zeichen auf dem Weg gesehen. Die Schilder waren alle in großen, fetten Buchstaben geschrieben, einige davon in beängstigend aussehender germanischer Schrift. Sie lasen "Das ist die Straße in den Totalitarismus" (05).

Er schließt mit der Aufforderung:

"Entscheiden Sie sich für eine Seite … jetzt … oder es wird eine Seite für Sie gewählt."



Die Entstehung eines totalitären Prozesses par excellence

Auch der französische Psychotherapeut und Professor für klinische Psychologie an der Universität Gent, Mattias Desmet, fürchtet das Entstehen einer totalitären Gesellschaft. In einem Interview mit dem Titel „Die entstehende totalitäre Dystopie“ sagt er:

„Es gibt eine unheilvolle Verbindung zwischen der Entstehung dieser Art von absolutistischer Wissenschaft und dem Prozess der Manipulation und Totalisierung der Gesellschaft. In ihrem Buch ‚Die Ursprünge des Totalitarismus‘ beschreibt die deutsch-amerikanische politische Denkerin Hannah Arendt auf brillante Weise, wie dieser Prozess unter anderem in Nazi-Deutschland ablief. So greifen aufstrebende totalitäre Regime typischerweise auf einen ‚wissenschaftlichen‘ Diskurs zurück. Sie zeigen eine große Vorliebe für Zahlen und Statistiken, die schnell zu reiner Propaganda verkommen, gekennzeichnet durch eine radikale ‚Missachtung der Fakten‘. (…)

Hannah Arendt beschreibt, wie diese Wissenschaftler fragwürdige wissenschaftliche Referenzen verkündeten, und sie verwendet das Wort ‚Scharlatane‘,
um dies zu unterstreichen“
(06).

Im weiteren Verlauf des Interviews ergänzt er:

„Der Totalitarismus ist so sehr auf totale Kontrolle ausgerichtet, dass er automatisch Misstrauen in der Bevölkerung erzeugt und die Menschen dazu bringt, sich gegenseitig zu bespitzeln und zu denunzieren. Die Menschen trauen sich nicht mehr, ihre Stimme gegen die Mehrheit zu erheben und können sich aufgrund der Beschränkungen nicht mehr so gut organisieren. Es ist nicht schwer, solche Phänomene in der heutigen Situation zu erkennen, zusätzlich zu den vielen anderen Merkmalen des entstehenden Totalitarismus“ (07).

Auf die Frage des Interviewers, ob die Entdeckung eines Impfstoffs und die anschließende Impfkampagne die Angst der Bevölkerung lindern und das totalitäre Aufflackern beenden wird, antwortet Professor Desmet:

„Ein Impfstoff wird keinen Ausweg aus der derzeitigen Sackgasse bieten. Denn in Wahrheit ist diese Krise keine Gesundheitskrise, sondern eine tiefgreifende soziale und sogar kulturelle Krise. (…) Und die Blindheit, die die gesellschaftliche Konditionierung und Totalisierung mit sich bringt, wird denen die Schuld geben, die nicht mitmachen und/oder sich weigern, sich impfen zu lassen. Sie werden als Sündenböcke herhalten müssen.

Es wird versucht werden, sie zum Schweigen zu bringen. Und wenn das gelingt, kommt der gefürchtete Wendepunkt im Prozess der Totalisierung: Erst wenn er die Opposition vollständig ausgeschaltet hat, zeigt der totalitäre Staat seine aggressivste Form. Er wird dann — um es mit Hannah Arendt zu sagen — zu einem Monster, das seine eigenen Kinder frisst. Mit anderen Worten: Das Schlimmste steht uns vielleicht noch bevor“ (08).



Zunehmender Terror lässt den Raum für freiheitliches Handeln verschwinden.

Wenn in Deutschland friedliche Demonstranten niedergeknüppelt werden wie am 1. August in Berlin, wenn in Australien das Militär für die strikte Einhaltung illegaler Coronamaßnahmen eingesetzt wird, wenn in Frankreich Impfkritiker inhaftiert werden und in England, Italien und Griechenland die Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte gespalten wird und wenn bereits Überlegungen angestellt werden, Hochrisikopersonen in Internierungslager, sogenannte „Green Zone“ Concentration Camps, zu transportieren, wo sie für lange Zeiträume abgesondert werden sollen, dann grenzt das an staatlichen Terror.

Die Rolle des Terrors ist für die deutsch-amerikanische Totalitarismusforscherin Hannah Arendt (1906 bis 1975) das entscheidende Merkmal eines totalitären Systems. Ihre Untersuchung „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ erschien 1951 in englischer Sprache unter dem Titel „The Origins of Totalitarianism“. Das folgende Zitat ist eine Warnung:

„Das Wesentliche der totalitären Herrschaft liegt also nicht darin, dass sie bestimmte Freiheiten beschneidet oder beseitigt, noch darin, dass sie die Liebe zur Freiheit aus den menschlichen Herzen ausrottet; sondern einzig darin, dass sie die Menschen, so wie sie sind, mit solcher Gewalt in das eiserne Band des Terrors schließt, dass der Raum des Handelns, und das allein ist die Wirklichkeit der Freiheit, verschwindet“ (09).

Die Parallele zur heutigen gesellschaftlichen Entwicklung ist höchst alarmierend; doch viele Mitbürger wollen das Menetekel an der Wand (noch) nicht wahrhaben. Bereits damals äußerte Hannah Arendt die Sorge, dass in Zukunft wiederum mit totalitären Gesellschaftsformen zu rechnen sei.



Der notwendige Kampf des persönlichen Gewissens gegen die Masse

Der Mensch besitzt nicht nur einen gesunden Verstand, er ist auch autonom.


 Autonomie ist der Zustand und das Lebensgefühl der

 Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und

 Selbstverwaltung. Philosophisch gesehen ist sie die

 Fähigkeit, sich als Wesen der Freiheit zu sehen und aus

 dieser Freiheit heraus zu handeln.



Damit ist sie auch die Kraft zum Nicht-Mitmachen (Adorno). Ausgestattet mit diesen besonderen Fähigkeiten übergibt der Mensch keinem anderen die Macht, über sein Leben und seine Zukunft zu entscheiden.

Der Aufklärer Immanuel Kant (1724 bis 1804) stufte den gesunden Menschenverstand im Alltag als nützlicher ein als wissenschaftliche Erkenntnisse.
Für den erfolgreichen Gebrauch des gesunden Menschenverstands stellt er drei Maximen auf:

  • 1. „Selbstdenken“,
  • 2. „An der Stelle jedes andern denken“,
  • 3. „Jederzeit mit sich selbst einstimmig denken“ (10).


  • Ähnlich sieht es der französische Schriftsteller, Literaturnobelpreisträger und Pazifist Romain Rolland (1866 bis 1944). In seinem Antikriegsroman „Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg“, den er bereits im August 1915 in der Schweiz konzipierte, richtete er zunächst einige Worte an den Leser. Wache Zeitgenossen werden sie sicher nachempfinden können. Er bringt darin seine Gefühlslage in der schwierigen Zeit des bereits wütenden Krieges zum Ausdruck.

    „Dieses Werk ist kein Roman, sondern das Bekenntnis einer freien Seele inmitten der Qual, die Geschichte ihrer Irrungen, Ängste und Kämpfe. (…)
    Ich wollte in diesem Werke das innere Labyrinth schildern, das eine schwache, unentschiedene, erregbare und verführbare, aber doch aufrichtige und in ihrem Wahrheitswillen leidenschaftliche Natur langsam vorwärtstastend durchirrt“
    (11).

    Die Einleitung zu seinem Buch schrieb Rolland im März 1917:

    „Gegenstand des Buches ist nicht der Krieg, obzwar er es überschattet. Sein wirkliches Thema ist das Versinken der Einzelseele im Abgrund der Massenseele. Ein für die Zukunft der Menschheit viel entscheidenderes Phänomen als die vorübergehende Oberherrschaft einer oder der anderen Nation.

    Freie Seelen, stark Charaktere — das tut heute der Welt am meisten not! Auf den verschiedensten Wegen — (…) — kehren wir zur Form des Herdenlebens zurück. Nur langsam hat sich der Mensch dem heißen Lehm der Erde entrungen. Nun scheint es, als ob seine tausendjährige Anstrengung erschöpft sei, und er lässt sich wieder in das Weiche zurücksinken. Die Massenseele schluckt ihn auf, der entnervende Atem der Tiefe reißt ihn mit sich …

    Auf darum!
    Rafft euch zusammen, ihr, die ihr glaubt, dass der Kreislauf noch nicht erfüllt sei!
    Wagt es, euch von der Herde abzusondern, die euch fortzieht.

    Jeder Mensch muss, so er ein wahrer Mensch ist, lernen, allein innerhalb aller zu stehen, allein für alle zu denken — wenn es not tut, sogar auch gegen alle! Aufrichtig denken heißt für alle denken, selbst wenn man gegen alle denkt. Die Menschheit bedarf derer, die ihr aus Liebe Schach bieten und sich gegen sie auflehnen, wenn es not tut! Nicht indem ihr der Menschheit zuliebe euer Gewissen und eure Gedanken fälscht, dient ihr der Menschheit, sondern indem ihr ihre Unantastbarkeit gegen gesellschaftlichen Missbrauch verteidigt; (…)“
    (12).


    Quellen und Anmerkungen:

    (01   CDC, Titel: Interim Operational Considerations for Implementing the Shielding Approach to Prevent COVID-19 Infections

    (02) Arendt, Hannah. Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus. München 1995, 4. Auflage.

    (03) Rolland, Romain. Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg. Reinbek bei Hamburg 1988.

    (04   CJ Hopkins, Titel: The Road to Totalitarianism
    (05   Freie Welt, C.J. Hopkins: Der Westen ist auf der Straße in den Totalitarismus
    (06   B. Barucker, Titel: Die entstehende totalitäre Dystopie: Interview mit Professor Mattias Desmet

    (07) Am angegebenen Ort.

    (08) Am angegebenen Ort.

    (09   Wikipedia, Titel: Totalitarismus
    (10   Wikipedia, Titel: Gesunder Menschenverstand

    (11) Rolland, Romain. Clérambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg. Reinbek bei Hamburg 1988, Seite 9.

    (12) Am angegebenen Ort, Seite 11 ff.

      Rubikon, Titel: Gegen die Strömung



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    Rudolf Hänsel, Jahrgang 1944, ist promovierter Erziehungswissenschaftler, ehemaliger Lehrer und Schulberater sowie Diplom-Psychologe mit den Schwerpunkten Klinische Psychologie, Pädagogische Psychologie und Medienpsychologie. Er ist Buchautor sowie Autor von Fachartikeln zu den Themen Jugendgewalt, Mediengewalt und Werteerziehung.



     
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